Entzauberte Kindheit, funktionalisierte Jugend: Was wächst hier wie nach?

Ein 14-Jähriger verpasst einer 13-Jährigen Klassenkameradin einen Knutschfleck: Gehört er deshalb in eine Sexualstraftäter-Datei? Ja, urteilte das Amtsgericht Erfurt. Nun entscheidet das Bundesverfassungsgericht.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/dna-probe-von-jugendlichem-gestoppt-karlsruhe-soll-ueber-knutschfleck-entscheiden-1.1594663
—-

Zwischen 1989 und 2001 stieg die Zahl der mit ADHS Diagnostizierten um 381 Prozent, die Ausgaben für die Medikamente haben sich von 1993 bis 2003 verneunfacht, schreiben die Wissenschaftler. Dabei geht es aber auch darum, wie die Gesellschaft Normen für das setzt, was sie an Bewegungsdrang und Konzentrationsfähigkeit durch Normierung pathologisiert bzw. für inakzeptabel hält oder an Anpassungsleistungen für das Verhalten erfordert. Als Hauptsymptome gelten Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.

http://www.heise.de/tp/artikel/38/38415/1.html

Jungen wird mit 7,9 Prozent viermal häufiger die Störung zugeschrieben als Mädchen (1,8 Prozent). Am häufigsten werden 11-13-Jährige diagnostiziert, eher auch Kinder mit einem niedrigeren Sozialstatus.

In den USA…wurde festgestellt, dass die Mehrzahl der Kinder in South Carolina und Oklahoma, die ADHS-Medikamente erhalten, keine Symptome zeigen. Nur 39,5 bzw. 28,3 Prozent wurden danach richtig diagnostiziert,

Zwischen 2001 und 2010 stieg die Zahl der Erstdiagnosen bei Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren von 2,5 Prozent auf 3,1 Prozent an, das ist ein Zuwachs um 24 Prozent. Der Studie zugrunde liegt eine Auswertung der Daten von 850.000 Kindern,

Während bei den weißen Kindern die Zahl der Diagnosen in dem Jahrzehnt um 30 Prozent gestiegen ist, ist sie bei den schwarzen Kindern – vor allem bei den Mädchen – um 70 Prozent und bei Kindern lateinamerikanischer Abstammung um 70 gestiegen. Kinder asiatischer Herkunft scheinen demnach von ADHS mit 1,2 Prozent wenig betroffen zu sein,

Bei Kindern aus Familien, die mehr als 30.000 US-Dollar verdienen, war die Wahrscheinlichkeit, die Diagnose zu erhalten, um 20 Prozent höher als bei solchen aus Familien, die weniger als 30.000 US-Dollar verdienten.

—-

Jedes zweite Landauer Kind kommt per Kaiserschnitt zur Welt.

In ganz Deutschland steigt die Kaiserschnitt-Rate. 2011 kamen 32,1 Prozent aller Kinder durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch vor zwanzig Jahren. Aber die Kaiserschnitte sind nicht gleichmäßig auf das Bundesgebiet verteilt: In manchen Gegenden in den neuen Bundesländern wird nicht mal jedes fünfte Kind durch einen Kaiserschnitt auf die Welt geholt, anderswo sind es dreimal so viele.

http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/geburten-in-landau-hochburg-des-kaiserschnitts-1.1592433

Krankenhäuser bekommen von den Kassen für einen Kaiserschnitt mehr Geld als für eine normale Geburt: zwischen 1200 und 1800 Euro für eine vaginale Entbindung einerseits und zwischen 2300 und 5000 Euro andererseits für einen Kaiserschnitt. Das hat der Deutsche Hebammenverband 2010 für Rheinland-Pfalz ermittelt.

„Den Frauen ist das Gefühl für ihren Körper verloren gegangen“, sagt Gabriele Bauer, die Vorsitzende des Hebammenverbandes in Rheinland-Pfalz. „Schwangere machen sich vor der Geburt wegen jeder Kleinigkeit völlig verrückt, anstatt spazieren zu gehen, guter Dinge zu sein und zu warten, bis es wirklich losgeht.“ Wenn es dann tatsächlich so weit ist, seien die Frauen oft so erschöpft, dass sie eine normale Geburt körperlich kaum noch aushalten.

In Dresden ist die Kaiserschnitt-Rate so niedrig wie nirgendwo sonst in Deutschland, 2010 kamen hier nur 16,9 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt zur Welt.

Willibald Pschyrembel: „Man muss viel wissen, um wenig zu tun.“

Irgendwann geht das Wissen verloren, wie man auch schwierige natürliche Geburten so begleitet, dass am Ende eine gesunde Mutter ein gesundes Kind im Arm halten kann. Dann können auch die künftigen Hebammen und Ärzte nicht mehr so gut ausgebildet werden, der Effekt verstärkt sich